Hakenkreuze in Spielen
Indiziert und beschlagnahmt: Was geht, was geht nicht?
Hakenkreuze in Videospielen: In Deutschland eine ernste Straftat
Die Rechtslage bei indizierten oder beschlagnahmten Spielen ist knifflig: Wer darf was womit und unter welchen Voraussetzungen? Wir klären auf.
In der deutschen Version von Wolfenstein versteckt sich ein Hakenkreuz. Irgendwo auf einem Poster, ziemlich verpixelt, wenn Sie es nicht wüssten, Sie würden es gar nicht sehen. Nichtsdestotrotz entschied sich Activision dazu, den Ego-Shooter aus dem Handel zu nehmen, via einer deutschlandweiten Rückrufaktion. Ein kleines Hakenkreuz also, es verursacht Kosten in Millionenhöhe. In Deutschland ist die Verwendung derartiger Symbole, so formuliert es der Volksmund recht salopp, "verboten", die entsprechenden Produkte also indiziert oder gar beschlagnahmt. Zwischen den beiden Begriffen "indiziert" und "beschlagnahmt" klafft ein großer Unterschied - aber wo genau liegt der begraben?
Für die Indizierung von jugendgefährdenden Medien und Schriften zeichnet die BPjM (Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien) verantwortlich, sie handelt ausschließlich nach entsprechenden Anträgen, beispielsweise von der USK (Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle, zuständig für die Vergabe von Alterskennzeichnungen an Computer- und Videospiele) oder der Kommission für Jugendmedienschutz (KJM). Indiziert die BPjM eine Unterhaltungssoftware, hat das Konsequenzen: Indizierte Medien dürfen Kindern und Jugendlichen weder verkauft noch zugänglich gemacht werden. Erwachsene hingegen kaufen entsprechende Trägermedien "unter der Hand", beispielsweise in einer gesonderten, nicht öffentlichen Abteilung im Fachmarkt oder auf Nachfrage. Der Besitz ist also nicht "verboten", ebenso wenig der Handel sowie der Versandhandel, sofern ein entsprechender Altersnachweis erbracht wurde. Untersagt ist lediglich die öffentliche Bewerbung von indizierten Medien. Die Indizierung verliert nach 25 Jahren ihre Gültigkeit, danach bedarf es einer erneuten Prüfung des Mediums.
Eine Beschlagnahmung erfolgt nicht durch die BPjM, sondern durch Strafverfolgungsbehörden, beispielsweise Staatsanwaltschaften. Die Beschlagnahmung verhängt gegen ein Produkt das absolute Vertriebsverbot in Deutschland. Gestattet sind jedoch der Besitz und die persönliche Einfuhr (ins Ausland fahren, Produkt kaufen, zurück nach Deutschland fahren) unter der Voraussetzung, dass keine anderen Gesetzte verletzt werden. Das gilt zum Beispiel für kinderpornografische Inhalte oder verfassungsfeindliche Symbole (so wie es zum Beispiel bei der Original-Version von Wolfenstein der Fall ist).. Mit anderen Worten: Wer die ungekürzte Version von Wolfenstein im europäischen oder US-amerikanischen Ausland mitbringt oder über den Versandhandel bezieht, der macht sich strafbar. Gleiches gilt für all jene, die derartige Produkte verkaufen oder vorführen.
Wer Spiele mit Hakenkreuzen oder anderen verfassungsfeindlichen Symbolen aus dem Ausland importiert, macht sich strafbar. Das gilt auch für das aktuellste Beispiel: "Wolfenstein". Wie SN berichtete, ist in der deutschen Version des Ego-Shooters eines der verfassungsfeindlichen Symbole übersehen worden. Der Besitz solcher Spiele ist in Deutschland strafbar, da diese Spiele andere deutsche Gesetze missachten. Der Besitz beschlagnahmter Spiele, die keine anderen Gesetze missachten, ist hingegen nicht strafbar.
Im Folgenden haben wir eine exemplarische Auswahl aktueller und alter Spiele gelistet, deren Erwerb in der Original-Version eine Straftat darstellt:
Bionic Commando (SNES, 1988)
Call of Duty (2003)
Darkest of Days (2009)
Hidden & Dangerous 2 (2003)
Medal of Honor: Airbourne (2008)
Red Orchestra: Ostfront 41 - 45 (2006)
The Saboteur (Dezember 2009)
Velvet Assassin (2009)
Wolfenstein (2009)
Weitere Infos: Indizierte / beschlagnahmte Spiele importieren - legal oder nicht?
Und: Beschlagnahmung
Und: Indizierte Spiele dürfen aus dem Ausland bestellt werden
Quelle: http://www.pcgames.de/aid,696225/Indiziert-und-beschlagnahmt-Was-geht-was-geht-nicht/PC/News/