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 Hitler war kein Psychopath

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Kastrierter Regenwurm

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Hitler war kein Psychopath Empty
BeitragThema: Hitler war kein Psychopath   Hitler war kein Psychopath EmptyDo Okt 01, 2009 7:49 pm

BUCH: Der normale Wahnsinn

Über irre Spinner und gesunde Bestien


Erkenntnis: Adolf Hitler war kein Psychopath

War Hitler verrückt? Für viele Menschen ist diese Frage schnell beantwortet. Ein solcher Massenmörder muss doch verrückt gewesen sein! Gewiss, normal ist es nicht, einen Weltkrieg auszulösen und Völkermord zu betreiben. Doch ist das schon gleich krank? Keineswegs! Denn wenn es so wäre, dann müsste man einen Hitler vielleicht sogar für schuldunfähig erklären. Soweit man weiß, hat nur ein einziger Psychiater, der berühmte Kölner Lehrstuhlinhaber Kurt Schneider, Hitler jemals von Nahem gesehen und nicht einmal aus fachlichen Gründen. Doch auch von Ferne hat noch kein ernst zu nehmender Psychiater Adolf Hitler Schuldunfähigkeit bescheinigt. Er war gewiss eine monströse Erscheinung, maßlos in seinem Hass, in seiner Aggression, in seinem Vernichtungswillen, aber krank war er eben nicht. Zu behaupten, Adolf Hitler sei krank gewesen, banalisiert das Entsetzliche der historischen Katastrophe, die mit diesem Namen verbunden ist.

Man hätte dann Hitler ja nur anständig psychiatrisch behandeln müssen, und das ganze Problem hätte sich in Wohlgefallen aufgelöst. Mit ein bisschen Medikation, ein bisschen betreutem Wohnen und vor allem Arbeitstherapie für einen psychisch gestörten Münchner Kunstmaler wäre der Tod von Millionen von Menschen zu verhindern gewesen. Doch das ist Unsinn. Hitler war normal, schrecklich normal. Er war so normal, dass er sogar eine besondere Fähigkeit hatte, sich ganz genau auf die Normalen einzustellen, nämlich genau das zu sagen, was die hören wollten, was bei denen ankam. Joachim Fest hat in seiner Hitlerbiographie historische Größe an der Frage festgemacht, ob ein Mensch das Denken und Fühlen einer Zeit zu bündeln vermag – und er kam erschreckenderweise zu dem Ergebnis, dass man insoweit Adolf Hitler Größe nicht schlechterdings absprechen könne.

Denn in der Tat bedurfte es einer gewaltigen Kommunikationsleistung, unter dem Einsatz populistischer Rhetorik höchst erfolgreich Stimmung für sich selbst zu machen, Menschen auf sich zu fixieren, für seine Zwecke zu benutzen und dann einen ganzen Staat, ja eine ganze Welt in einen Krieg hineinzutreiben. Eine psychische Störung hätte einen solchen über fast dreißig Jahre andauernden kraftaufwendigen Prozess schon im Ansatz unmöglich gemacht. Es gibt für Hitler, aber auch für die, die mitgemacht haben, keine Entschuldigung. Hitler war nicht krank, sondern normal. Und gerade das ist das eigentlich Erschütternde an diesem Menschen. Kriege werden ohnehin nie von psychisch Kranken geführt, dazu bedarf es einer allzu ausdauernden Zielstrebigkeit. Wäre Hitler psychisch krank gewesen, hätte er seine Verbrechen nicht begehen können.

Für manche war auch der ehemalige Priesteramtskandidat Josef Stalin ein Kandidat für den Psychiater. Vor allem das „krankhafte“ Misstrauen des alten Diktators, das unzählige Menschen das Leben kostete, wurde da genannt. Doch wer tatsächlich nur unter dem Eindruck realitätsfernen Verfolgungswahns irrational um sich schlagen würde, dem würde schon bald niemand mehr gehorchen. Dagegen ist ein gewisses Misstrauen für Diktatoren geradezu lebensnotwendig. Unter den Millionen Toten, die Stalins ganz normaler Wahnsinn kostete, waren gewiss auch einige, die seiner Herrschaft wirklich hätten gefährlich werden können. Und seine nicht ermordeten Gegner überlegten es sich nach all den Massenmorden gewiss sehr gründlich, ob sie wirklich ihr Leben riskieren wollten. Es gibt keine Hinweise darauf, dass Josef Stalin psychisch krank gewesen sein könnte. Es war ganz im Gegenteil die robuste verbrecherische Effektivität Stalins, die ihm die Herrschaft sicherte. Wenn Alleinherrscher dagegen alt und krank werden, dann lassen sie nach in der systematischen Unterdrückung ihrer Gegner – und das kostet sie nicht selten die Macht. Der Schah von Persien, aber auch Erich Honecker und der kongolesische Diktator Mobutu sind Beispiele dafür.

Wer demgegenüber wirklich größenwahnsinnig ist, der stellt sich auf eine Kreuzung in Wanne-Eickel und behauptet, ganz sicher der Größte zu sein. Nach vergleichsweise kurzer Behandlung in der örtlichen Psychiatrie ist dieses Problem bald gelöst und der Mann kann wieder seinem Job im Stadtarchiv nachgehen. Wenn sich aber jemand, der Kim il Sung hieß, auf den zentralen Platz der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang stellte und das Gleiche behauptete, allerdings umgeben von Tausenden jubelnden Anhängern, dann konnte man dieses Problem nicht durch psychiatrische Behandlung lösen. Denn der Mann war normal, jedenfalls nicht krank.

Dass auch so ein ganz normaler Wahnsinn erblich sein kann, sieht man jetzt an seinem höchst merkwürdigen Sprössling, der Nordkorea als das größte KZ der Welt mit unverminderter Brutalität und unter Einsatz internationaler Unberechenbarkeit befehligt. Schon Mao-Tse-Tung war bekanntlich nicht der liebe Onkel, als der er sich öffentlich gern darstellen ließ, sondern ein egomaner sadistischer Lüstling, der wohl mehr Morde auf dem Gewissen hat als jeder andere Mensch seit Bestehen der Menschheit. Doch all diese Eigenschaften erreichten bei diesen merkwürdigen Subjekten nie das Ausmaß einer Behandlungsbedürftigkeit, die dann ja auch Behandlungsfähigkeit bedeutet hätte.

In unseren Tagen waren Beispiele für ganz normalen Wahnsinn ein Diktator wie Saddam Hussein, ein Terrorist wie Osama bin Laden oder der Menschenfresser von Rotenburg, Armin Meiwes, auf den sich sogar Hollywood stürzte. Doch Saddam Hussein war über Jahre in der Lage, ein großes Land unter seiner Kontrolle zu halten, Osama bin Laden versteckt sich schon sehr lange höchst erfolgreich vor den Amerikanern und hält sein Terrornetzwerk dennoch intakt, und Armin Meiwes inszenierte sich selbst mit offensichtlich größtem Vergnügen. All das ist nicht krank, sondern abscheulich. Man kann das nicht behandeln, man kann das nur verachten und verurteilen.

Aber auch eine Liga darunter grassiert der ganz normale Wahnsinn. So merkwürdige Gestalten wie der kurzzeitige Hamburger Innensenator Ronald Schill, der russische Politclown Schirinowski und die kamerasüchtige bayerische Großpolitikerin Gabriele Pauli drängen sich bei diesem Stichwort auf. Schließlich ist da noch der geschäftstüchtige Sterbevermarkter Ludwig A. Minelli aus Zürich und seine deutsche Taschenausgabe Roger Kusch. Erfolgreiche Werbung ist, wenn man jemandem etwas aufschwätzt, was der ohne die Werbung nie und nimmer gekauft hätte.

Neuerdings haben die Hirnforscher versucht, uns die Verantwortung für diese peinlichen Schattenseiten der ganz normalen Menschheit abzunehmen. Der Hirnforscher Gerhard Roth verkündet frohgemut, dass wir an all dem gar nicht schuld sind. Er plädiert für die Abschaffung des Strafrechts und die Einweisung von Gesetzesübertretern in Dressuranstalten. Tolle Idee! Wir sind es nicht, es ist unser Gehirn! Und dafür sind wir nachweislich nicht zuständig. Kann ich etwas dafür, wenn die Neurotransmitter in meinem Vorderhirn verrückt spielen und meine Moral durcheinander bringen?

Die Idee von Herrn Roth und seinen Hirnforscherfreunden ist nicht besonders neu. In unseren Tagen begehen wir ihren 290. Geburtstag. Ein gewisser Herr Toland hatte schon im Jahre 1720 das Gehirn für eine Maschine erklärt, die nach ihren eigenen Gesetzen unsere Gedanken produziert. Damals war man noch gebildet genug, den Irrtum zu erkennen. Natürlich kann man ohne ein Klavier keine Klaviersonate spielen und tatsächlich gibt es keinen einzigen Ton ohne eine Tastenbewegung. Doch ohne die genialen Ideen von Leuten wie Ludwig van Beethoven und ohne Klavierspieler wie meine Töchter gäbe es in Wirklichkeit gar keine Klaviersonaten. Natürlich entsprechen allen unseren Gedanken irgendwelche materiellen Veränderungen im Gehirn, und auch bevor Gedanken ausdrücklich und klar werden, gibt es in der Erwartung eines Gedankens messbare Neurotransmitteraktionen. Doch wer das Klavier mit dem Komponisten oder dem Klavierspieler verwechselt, der würde einem ähnlichen Irrtum aufsitzen wie der Gast im Restaurant, der die Speisekarte mit dem wirklichen Essen verwechselt und herzhaft in den Karton beißt. Kategorienfehler nennt das die Wissenschaft. Es braucht schon Philosophen wie Jürgen Habermas, die den Schwindel entlarven und davor warnen, mit solch leichtfertigem Gerede gehe unsere freiheitliche Gesellschaftsordnung vor die Hunde.

Doch woran liegt die Attraktivität derartiger Theorien? Sie entlasten! Sie entlasten uns Normale von der immer unheimlicher werdenden totalen Verantwortung für den ganz normalen Wahnsinn, den wir Tag für Tag anrichten: Tut uns leid, wir waren es nicht, wir sind es nicht und wir werden es auch nicht gewesen sein! Bei unseren Neurotransmittern! – Wir sind nicht für all die Kriege, den massenhaften Hunger, die Ausbeutung von Mensch und Natur, wir Menschen sind nicht für all diese Menschenverachtung verantwortlich. Es sind die Neurotransmitter, die uns verachten.

So haben wir es auf unterhaltsame Weise geschafft, uns selbst wegzuzaubern. Im Grunde gibt es uns gar nicht, wir sind jedenfalls an nichts schuld und so sind wir, „wissenschaftlich“ abgesichert, unversehens jenseits von Gut und Böse gelandet. Da können wir uns wohlfühlen, unseren Urlaub genießen und die nächste Party. Nur wenn wir ein bisschen krank werden, gar unheilbar krank, dann müssen wir leider damit rechnen, dass die Neurotransmitter der anderen das gar nicht lustig finden. Zwar ist ein bisschen soziales Engagement fürs eigene Wohlfühlen und übrigens auch evolutionär ganz gut. Da zeigt sich, dass der Mensch doch Mensch ist, und kein Wolf. Doch bitte keine Übertreibung! Wenn Menschen auf dem Mond landen, dann wird man doch wohl durch humane Methoden jahrelange Pflegefälle vermeiden können! Leiden ist ein arger Neurotransmitternotstand für den Leidenden selbst, für die unter der Pflege leidenden Helfer und für die ganze Gesellschaft, die lieber Hüpfburgen als Dekubitusmatratzen finanziert.

In dem Roman „Die Entbehrlichen“ beschreibt die schwedische Autorin Ninni Holmqvist die Gesellschaft einer gar nicht so fernen Zukunft, in der alle über 50-Jährigen, die der Gesellschaft keine Kinder geschenkt haben, nach einem irgendwann erfolgten Parlamentsbeschluss in einen luxuriös ausgestatteten Bereich ausgelagert werden. Dort müssen sie für Organtransplantationen zur Verfügung stehen und vor allem bald – in angenehmer Atmosphäre – abtreten. Wer in letzter Konsequenz das größte Glück für die größtmögliche Zahl erreichen will, der kann da eigentlich nur zufrieden sein.

Die Neurotransmitter lächeln.

Quelle: http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/11620422/492531/Ueber-irre-Spinner-und-gesunde-Bestien-Der-normale.html
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